Meisteratelier für Geigenbau · Bamberg
2 Bratschen
Bratschenbau macht uns immer viel Freude. Er bietet etwas mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten zur eigenen Expressivität, da es so etwas wie eine „perfekte Form“ bei den Bratschen nicht zu geben scheint (so wie beispielsweise die Forma B Stradivaris im Cellobau oder die berühmten Stradivari- und Guarnerimodelle bei den Geigen), vor allem im Sinne eines Allroundmodells für einen heutigen Musiker. Da ist die Frage der Größe (nicht zu groß, aber so klingend) und die Frage des Klanges (groß, dunkel, tief und farbig, aber immer noch fokussiert und tragend mit schneller, direkter Ansprache). Stradivari scheint mit seinen Bratschenmodellen nicht im selben Maß experimentiert zu haben, wie er es mit seinen Violinen und Celli tat. Guarneri del Gesù baute überhaupt keine Bratsche.
Was einer „perfekten Form“ recht nahe kommt - zumindest ist es eine sehr beliebte Form im zeitgenössischen Bratschenbau - ist die „Contralto“ Form Andrea Guarneris, auf der er so berühmte Bratschen baute wie die „Conte Vitale“ (1676) oder die „Primrose“ (1697) (die tatsächlich eher die Arbeit seines Sohnes darstellt, Giuseppe Guarneri „filius andreae“, dem Vater von „del Gesú). Mit eienr Korpuslänge von 41,3 cm ist sie nicht zu klein, aber immer noch spielbar für sehr viele Musiker. Wir haben hier ein paar Bilder einer Bratsche eingefügt, die wir nach diesem Modell gebaut haben, in Anlehnung an die „Primrose“ und die „Josefowitz“ von 1690 mit ihren enormen Wölbungen.
Diese Art der Wölbung ist noch tief verwurzelt in der Tradition der Amatis mit einem recht silbrigen, tiefen Klang.
Dieses Modell war unser Ausgangspunkt, ein Modell zu entwickeln, das die Entwicklungen Stradivaris und vor allem Guarneris im Bau von Geigen auf die Viola überträgt.
Zunächst veränderten wir den Umriß. Mit der „Doppelkreuz-Methode“ (siehe Artikel „Using a double-cross mould“ im Menüpunkt Referenzen) übernahmen wir die Lage der Klötze und die Breiten von Ober- und Unterbug. Die Mittelbügel wurden verbreitert und die Schwünge verflacht, was eines der Merkmale des späten cremoneser Instrumentenbaus ist. Alle Änderungen wurden frei und nur mit dem Auge vorgenommen, wodurch der Umriß recht unregelmäßig und asymmetrisch ist.
Die Wölbungen sind niedriger, aber voller zum Rand hin. Die f-Löcher sind inspiriert vom 1731 „Messeas“ Cello (gebaut vom jungen Guarneri del Gesù).
Der wunderschöne ganze Fladerboden wird sehr gut ergänzt durch eine etwas unregelmäßige ganze Decke mit recht hoher Dichte (ca. 0,47 g/cm³).
Der Klang ist sehr voll, breit, warm und tief, jedoch mit Glanz und großer Tragfähigkeit.